TRIOlogie

Stephan. Peter. Kralle.

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Einmal Großenkneten und zurück

Gitti Gülden: TRIOOO VOOOR!!!

Mittwoch, 31. August, mittags halb zwei. "Sind denn jetzt alle da?" Die Verantwortlichen der Plattenfirma schauen prüfend in die Runde. Eine stattliche Anzahl Journalisten wuseln herum und warten auf die Abfahrt des Busses, der sie in zweistündiger Fahrt von Hamburg nach Großenkneten bringen soll. Die männlichen Teilnehmer sind fast alle mit einer Sporttasche ausgerüstet.

"Hat jemand ein Glas Kartoffelsalat mit?" Es herrscht die aufgeräumte Stimmung einer Klassenfahrt. Eigene Marschverpflegung ist allerdings nicht einmal notwendig, denn Brötchen, Milch und Traubenzucker werden gereicht - letzterer wohl, um die Herren der Schöpfung in Form zu bringen. Von ihnen wird heute noch einiges erwartet…

Dann brüllt aus mehreren Boxen der musikalische Anlass des Unternehmens: des Trios neuestes Werk. Nach der dritten Wiederholung können wir den Text auswendig.

Der Busfahrer meldet sich: "Für die Fotografen: Rechts brennt gerade ein Auto." Tatsächlich.

Kurz darauf erreichen wir Großenkneten, diesen über Nacht berühmt gewordenen Ort, der sich offenbar aus einer Unzahl frisch errichteter Bungalows nebst pflegeleichter Gärten zusammensetzt. Nur zwei Bauernhöfe sind zu entdecken.

In der Gaststätte Kempermann, wo das TRIO in den Anfangsjahren schon öfter mal auftrat, warten Berge von Kuchen. Aus riesigen Kannen wird Kaffee eingeschenkt; alles wirkt ein bisschen wie auf einer Konfirmation, Hochzeit oder Beerdigung.

Dann erscheint das TRIO, gutgelaunt, braungebrannt und kurzbehost. Man weilte zwecks Erholung in südlichen Gefilden, jeder für sich. Kralle verliebte sich auf Lanzarote in Bruno, einen hinreißenden kleinen Hund. Peter entdeckte auf den Seychellen (die "gar nicht so sind, wie ich mir das vorstellte") Paradiesvögel - und Stefan war auf einer griechischen Insel, die "so klein ist, dass keiner sie kennt."

Die Herren erheben sich, greifen ihre Sporttaschen und entschwinden Richtung Fußballfeld. Das Spiel einer Auswahl des TSV Großenkneten, der heuer sein 70. Jubiläum begeht, gegen eine Trio-Plattenfirm-Journaille-Mannschaft soll um 18 Uhr beginnen, Spielzeit zweimal eine halbe Stunde.

Stefan zieht es vor, die Schenkel zu schonen; dafür schleppt er Getränke an. Kralle ist die Nummer sechs und trägt wie Paule Breitner sein Hemd über der Hose. Peter fungiert äußerst stilvoll als Schiedsrichter: blütenweiße Bermudas ein ebensolches T-Shirt, darüber die unvermeidlichen roten Hosenträger, in der Tasche als rote Karte ein knallrotes Filzherz, das aber nicht gezückt werden muss.

Nun laufen die Großenknetener ein: Himmelblaue Trikots, schwarze Satin-Shorts und schrecklich gut in Form. Hoffentlich bringt der Traubenzucker was!

Per Mikrofon macht der baumlange Dieter, später im Tor, launige Ansagen in geübter Heck-Manier: "Meine Damen und Herren, liebe Neger."

Um den Spielfeldrand versammeln sich mehr und mehr feierabendliche Großenknetender; kichernde Teenager wollen Autogramme. Anpfiff. Da! Ein Traumpass! Mist, vorbei. Doch schon fällt das erste Tor! Die Nr. 3, Herr König, bringt die TRIO-Elf in der 10. Minute in Führung.

Schiedsrichter Peter macht einen hervorragenden Eindruck. Gemessenen Schrittes versucht er in vorbildlicher Haltung jede Art von Laufen zu vermeiden, gerät aber dennoch ins Schwitzen.

Da, der Ausgleich! Dumm. Wir sind natürlich eindeutig für die TRIO-Elf. Halbzeit. Unsere Jungs werden moralisch gerüstet. Neuer Anpfiff.

Um das Spiel zu beleben, zeigt der Schiedsrichter kleine Balleinlagen. Nach der 45. Minute fällt das furchtbare dritte Tor für den Gegner, der sich angeblich sogar noch zurückhält.

Da wird die Nr. 7, ME/Sounds-Mitarbeiter Willi Andresen, gelegt. Pfui, buh, Elfmeter! genauso entscheidet der Unparteiische. Schuss. Toooooooor! Jubel! Dennoch ist am Endergebnis nichts zu rütteln: 5:3 für die anderen.

Wieder erklimmen wir den Bus. Es geht zum "gemeinsamen Grillen" im Rosenhof. Der vermeintlich idyllische Grillplatz entpuppt sich als luxuriöse Festhalle. Am Ende des Saales gibt's, wie könnte es anders sein, Bommerlunder und Bier. Im Blitzlicht-Stakkato unterzeichnen die drei LPs und den Fußball zwecks Verlosung.

Dann wird der Grill eröffnet, in dessen Mitte ein knuspriges Spanferkel mit Brille auf der Schnauze auf seinen Verzehr wartet. Nach Landessitte sprechen wir dem Bommerlunder zu und fahren schließlich nach Hause. Aus den Lautsprechern klingt leise "Tooralooralooraloo"; das eine oder andere Bier wird noch geleert, wir kuscheln uns in unsere Sitze und wissen: Einen so schönen Ausflug erleben wir so schnell nicht wieder.

Quelle: Musik Express/Sounds Nr. 10 (Oktober 1983) S. 20

triooooo_voooor_1983.txt · Zuletzt geändert: 2016/10/23 22:32 von 127.0.0.1

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