Peter und der Wolf
- LP, 1984, Philips 412 555-1
- MC, 1984, Philips 412 555-4
- CD, 1984, Philips 412 555-2
A-Seite:
Serge Prokofieff:
Peter und der Wolf op. 67
Ein musikalisches Märchen
Erzähler: Stephan Remmler
Boston Pops Orchestra
Dirigent: John Williams
B-Seite
Peter Iljitsch Tschaikowsky:
Nussknacker-Suite op. 71a
Dies ist das erste musikalische Lebenszeichen von Stephan Remmler auf Solo-Pfaden. Er übernimmt hier die Rolle des Märchenerzählers. Der "Spiegel" meine hierzu, dass das Ganze nach "neuer deutscher Wurstigkeit" klingt. In der Tat erzählt Stephan Remmler das alte Märchen nicht gerade sehr enthusiastisch. Gleichzeitig erschien übrigens noch eine Version von Peter und der Wolf, die André Heller erzählt, was dem "Spiegel" schon weniger gefiel.
Dirigent des Orchesters ist übrigens John Williams, bekannt geworden durch seine weltberühmten Filmsoundtracks (Star Wars, Der weiße Hai, Indiana Jones, Jurassic Park….).
Text
Peter und der Wolf. Ein musikalisches Märchen. Die Menschen und Tiere unserer Geschichte erkennt ihr an verschiedenen Instrumenten.
Die Flöte ist der Vogel.
Die Oboe ist die Ente.
Die Klarinette ist für die Katz'.
Das Fagott der Großvater.
Drei Hörner der Wolf.
Peter erkennt ihr an diesem Thema.
Und Pauken und die große Trommel sind die Gewehrschüsse.
An einem wunderschönen Morgen öffnete Peter das Gartentor und lief auf die schöne grüne Wiese. Auf dem Ast saß Peter's Freund, ein kleiner Vogel, der ihn fröhlich zwitschernd begrüßte: "Nicht viel los heute Morgen. Außer uns ist wohl noch keiner aufgestanden!" Doch da kam eine Ente angewatschelt. Sie hatte wohl das offene Gartentor gesehen und wollte nun im Teich auf der Wiese ein erfrischendes Bad nehmen. Als der kleine Vogel die Ente sah, flog er vom Baum herunter und setzte sich neben sie ins Gras. Er plusterte sich mächtig auf und meinte verächtlich: "Hast du immer noch nicht gelernt zu fliegen?" "Hast du inzwischen vielleicht gelernt zu schwimmen?", fragte die Ente schnippisch und ließ sich mit einem "Plumps!" ins Wasser fallen. Ein Wort gab das andere, während die Ente gemütlich im Teich schwamm und der kleine Vogel am Ufer entlang hüpfte.
Da entdeckte Peter plötzlich die Katze, die lauernd durchs hohe Gras schlich. Die Katze dachte: "Der Vogel passt gerade nicht auf. Den werde ich mir schnappen." Sie schlich sich ganz leise auf ihren Samtpfoten an. "Achtung!", rief Peter, und der Vogel rettete sich auf den Baum. Die Ente, sie ja in der Mitte des Teiches vor der Katze sicher war, quakte sie höhnisch an. Die Katze schlich um den Baum herum und dachte: "Lohnt es sich so hoch hinauf zu klettern, ehe ich oben bin, ist der Vogel weggeflogen."
Da kam der Großvater aus dem Haus. Er sah Peter auf der Wiese bei dem Teich und rief ärgerlich: "Ich hab dir doch gesagt, es ist zu gefährlich da draußen! W-w-w-was ist, w-w-w-wenn plötzlich ein W-w-w-w-olf aus dem W-w-w-w-ald kommt?!" Peter hörte nicht auf den Großvater. Jungs wie er haben doch keine Angst vor Wölfen. Aber der Großvater kam angelaufen, holte Peter von der Wiese und schloss das Gartentor.
Kaum waren sie gegangen, kam tatsächlich ein großer grauer Wolf aus dem Wald. Blitzschnell rettete sich auch die Katze auf den Baum. Die Ente quakte erschrocken und sprang in ihrer Aufregung aus dem Teich.
Oh, die arme Ente! Sie watschelte um ihr Leben, aber der Wolf war natürlich viel schneller. Er kam näher und näher, holte sie ein und - schwupps! - verschlang er die Ente mit einem Happs.
Und nun sah die Sache so aus: Auf einem Ast saß die Katze, auf einem andern der kleine Vogel, vorsichtshalber in sicherer Entfernung von der Katze. Und der Wolf lief mit gierigen Augen um den Baum herum und starrte zu den Beiden hinauf. Peter stand die ganze Zeit hinter dem geschlossenen Gartentor und hatte alles gespannt beobachtet. Er hatte kein bisschen Angst. Da hatte er eine Idee. Er lief ins Haus, holte ein kräftiges Seil und kletterte auf die Gartenmauer. Ein Ast des Baumes, um den der Wolf herum schlich, ragte über die Mauer. Peter zog sich an dem Ast hoch und kletterte flink auf den Baum. Peter sagte zu dem Vogel: "Flieg runter und immer um den Kopf des Wolfes herum, aber lass dich ja nicht erwischen!"
Der Vogel berührte mit seinen flatternden Flügeln fast den Kopf des Wolfes, der in seiner Wut wild nach ihm schnappte. Der Wolf wurde immer wütender. Wie gerne hätte er den Vogel gefressen, aber der war zu geschickt. Der Wolf konnte ihn nicht kriegen. Peter hatte mittlerweile an das eine Ende des Seils eine Schlinge geknotet, die er vorsichtig hinunter ließ. Er fing den Wolf an seinem Schwanz und zog mit aller Kraft die Schlinge zu. Als der Wolf merkte, dass er gefangen war, sprang er wild herum, um sich aus der Schlinge zu befreien. Aber Peter band das andere Ende des Seiles am Baum fest, und je mehr der Wolf an dem Seil zerrte, desto mehr zog sich die Schlinge um seinen Schwanz.
In diesem Augenblick kamen Jäger aus dem Wald, die der Spur des Wolfes gefolgt waren. Sie schossen wie wild um sich. Peter, der immer noch im Baum saß, rief der Jägern zu: "Hört auf zu schießen! Der kleine Vogel hier und ich haben den Wolf gefangen! Helft uns, ihn in den Zoo zu bringen!"
Und nun stellt euch mal diesen Triumphzug vor: An der Spitze natürlich Peter, hinter ihm die Jäger, die hinter sich den Wolf an Peters Seil führen, und am Ende des Zuges der Großvater und die Katze. Der Großvater schüttelte nachdenklich den Kopf und sagte: "Und w-w-w-wenn der Peter den W-w-w-w-w-wolf nun nicht gefangen hätte? W-w-w-w-was dann?" Über ihnen flog der kleine Vogel und zwitscherte vergnügt: "Schaut nur her, wen Peter und ich gefangen haben!" Und wer ganz genau aufpasst, kann die Ente im Bauch des Wolfes quaken hören. Er hatte sie nämlich in seiner Gier lebendig herunter geschluckt.