Alles hat ein Ende...
Von Inge Dähne
Der Faden ist aller Knäuel Anfang, und die Masche war schlicht gestrickt: 168mal die Silbe "Da", 27mal "Aha" und dazwischen im Sprechgesang die Bemerkung "Ich lieb' dich nicht - du liebst mich nicht".
Mit dieser Weise machte Stephan Remmler, zum ersten Mal in seinem Leben, richtig von sich reden. Und "Trio", seine Band aus Großenkneten, machte mit diesem Lied die große Knete: Sommer 1982. Es war die Geburtsstunde des neuen deutschen Frohsinns. Fünf fröhliche Jahre sind seitdem vergangen, nur "Trio" ist darüber wie ein Komet , der am Himmel vorüberzischt, verglüht. Doch die Geschichte geht weiter, denn Stephan Remmler, neuerdings mit Lockenhaar, greift solo wieder nach den Sternen: Seine neueste Platte war Silvesterkracher ("Keine Sterne in Athen") und ist Karnevalsknaller ("Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei") zugleich.
Was ist das für ein Mensch, der so was dichtet und dem es gelingt, auch noch die hochkarätigsten Musiker Deutschlands um sich zu versammeln?
Wie er da vor mir sitzt im weinrot konservativ glatt rechts gestrickten Pullover mit V-Ausschnitt, darüber ein stilisiertes Jeanshemd aus feiner Baumwolle zu grauen Hosen, mit zwei Goldknöpfen im Ohr und heruntergezogenen Mundwinkeln, vermittelt er auf den ersten Blick nicht gerade den Eindruck eines völlig überkandidelten Spaßmachers. Der 40 Jahre alte Ex-Lehrer Stephan Remmler macht vielmehr Frohsinn bei vollem Bewusstsein, mit vollkommen ernstgemeinter Heiterkeit.
Seine Masche? Monotoner Sprechgesang, nicht klassisch schön - aber merkfähig! "Ich hatte zwar Gesangsunterricht und Atemtechnik studiert. Aber davon mache ich keinen Gebrauch. Wozu?"
Wollen Sie Kinder und Omas gleichermaßen amüsieren? Stephan Remmler antwortet, wie er singt - den Sprachfetzen zugeneigt: "Nach Auftrag arbeiten? Kann ich nicht. Muss in mich reinhören, und da muss etwas rauskommen."
So war das mit der Wurst, die zwei Enden hat. Und so war das auch mit den "Sternen in Athen" und dem "Schnaps in Sankt Kathrein". Stephan Remmler lacht: "Statt Kathrein hätte ich auch Wanne Eikkel nehmen können. Hauptsache, das Wort steht für unser tägliches Leben."
Und der Spruch mit der Wurst?
"Da drin steckt eine tiefe Lebensweisheit. Dieser Spruch gehört zum deutschen Wortschatz. Hören Sie sich mal Peter Alexander an, den ich besonders schätze. Der schöpft auch ganz einfach aus dem Brunnen seiner Heimat."
Österreichs Peter Alexander als unterhaltendes Vorbild? "Doch, ja. Ich mag seine Wien-Lieder, wie ich Beethoven mag, Mozart und Rockmusik. Der Peter ist ein großartiger Entertainer, das muss man einfach so sehen. Ich bin zwar ganz anders als er. Aber ich find' ihn echt gut."
So spricht ein Komponist und Texter, ein Showmann mit Gefühl, über den Millionen Deutsche Tränen lachen.
Als es "Trio" noch gab und die Band über die Dörfer im Oldenburgischen tingelte mit ihren Kindertröten und Miniklavieren, da ließen Stephan und seine Jungs in den Schuppen schon mal die Instrumente links liegen und spielten auf der Bühne zwischendurch 'ne Runde Ping Pong. Alle haben gegrölt vor Lachen. Und Stephan Remmler, Peter Behrens (Schlagzeug) und Kralle Krawinkel (Gitarre) hatten dabei selbst den größten Riesenspaß. Ernst wurde es zwischen ihnen nur einmal, 1985, als ihr erster und einziger Kino-Film "Drei gegen Drei" so richtig durch den Rost fiel. Da stob die Trockenwitz-Kompanie "Trio" erschrocken auseinander, Stephan Remmler richtete sich in Basel neu ein, wo die Menschen im Frühjahr den schönsten Schweizer Fasching feiern. Da sitzt er nun mit seinen neuen Erfolgen, komponiert die Konkurrenz an die Wand und juxt mit neuen Texten: "Je härter, desto knack. Kommt Zeit, kommt Rat. Friede meiner Masche."
Denn alles hat ein Ende. Nur der Frohsinn nicht.