Da da da ich lieb dich nicht du liebst mich nicht aha aha aha
Als einen der Prototypen der NDW analysiert das Autoren-Duo M. O. C. Döpfner & Thomas Garms den Song in ihrem Buch "Neue deutsche Welle - Kunst oder Mode?" (1984):
Instrumentation: Schlagzeug, Gesang, Gitarre, Synthesizer, (Kastagnetten)
Formaler Aufbau:
- A: 10+10+8 Takte
- A': 16 Takte (mit Gitarre)
- A": 8 Takte (mit Synthesizer-Klavier)
- A: 18 Takte
- A
': 8 Takte (ohne Schlagzeug) * A': 16 Takte * A
: 8 Takte - Ausblendung auf A'
Nach einem homophil timbrierten aha, aha, aha beginnt ein Sequenzer-Riff (Casio) und eine Schlagzeugbegleitung, die den folgenden 102 Takten der Komposition als Basis-Musik dient. Das oktavierte Piepsen (klanglich an die Geräusche von Videospielen erinnernd) markiert die Achtel, während das Schlagzeug nach vertrautem Rezept die Eins und die Drei mit der Bass-Drum betont, die Zwei, die Zwei-und, sowie die Vier der Snare-Drum überlässt. Damit ist das musikalische Material des Teiles A bereits erschöpft.
In Teil A', der einen gewissen Refrain-Charakter annimmt, setzt die Gitarre ein. Die drei Akkorde stilisieren sowohl in der harmonischen Fortschreibung (von der ersten zu vierten, zur fünften, wieder zur vierten und zurück zur ersten Stufe) als auch von der weichen "unmodernen" Klangfarbe her typische Schlagerwendungen.
In Teil A" wird diese Wirkung noch verstärkt, indem eine aus vier Tönen bestehende triolische Phrase im Klavier-Sound den Tonika-Akkord der Gitarre süßlich verzierend umspielt und dazu noch Kastagnetten rhythmisch daherklappern. Unmissverständlich werden hier die pseudo-folkloristischen Elemente vieler Schlager verballhornt. In Teil A''' wird alles wieder bis auf die Sequenz und eine leise Hi-Hat-Begleitung des Schlagzeugs reduziert, der gesprochene Text tritt in den Vordergrund.
Die Interpretation wird uns einfach gemacht. Von gehaltlosen Floskeln wie "aha" und "da, da, da" (168 mal da und 27 mal aha!), die genauso gut durch "schubidua" oder "heidschi bumbeidschi" ersetzt werden könnten, bis hin zu der Wendung "ich lieb dich nicht, du liebst mich nicht" anstelle gewöhnlich glühender Liebesgeständnisse, werden so ziemlich alle Schlagerklischees, von Heino bis Rex Gildo, durch den Kakao gezogen.
Ob es Berechnung oder Zufall war, jedenfalls war dieser parodistische Anti-Schlager nicht nur wegen seiner humoresken Zugkraft erfolgreich, sondern paradoxerweise auch, weil er zur Rechtfertigung latent vorhandener Schlagerseligkeit wurde. So verkaufte sich die Platte in 35 Ländern über vier Millionen mal. Jene Trivialität konnte man zwar einerseits stolz als ironische Überhöhung eines musikalischen Nichts bezeichnen, andererseits durfte man wieder Einfaches lustig mitträllern, ohne dabei je behelligt zu werden. Ironie diente als sicheres Deckmäntelchen.
Diese Doppelbödigkeit schlug sich auch in der gesamten Vermarktungsstrategie nieder. Auftritte in Schlagersendungen wie der "ZDF-Hitparade" wurden zwar dankend angenommen, vom Image der bürgerlichen Hitlieferanten aber wollte man sich nach Möglichkeit distanzieren. Als rettendes Argument sprang ja im Bedarfsfall immer noch der Humor, der Witz in die Bresche. Jahrelang gepflegte Plattitüden wurden aufs Korn genommen, und mit einer ungemäßen, ernsten Rezeption dieser kommerziellen Witzeleien führte sich ein Teil der nächsten Generation gleich freiwillig selbst hinter das Licht.