Kralle & The Hoodoos - plugged 2

  1. Showdown 2:49
  2. Bärbel 4:41
  3. Happy 4:53
  4. City 4:12
  5. Paradise 4:23
  6. Nadine 4:11
  7. Cowboy 4:13
  8. Baby Please (live) 2:32
  9. (Untitled) 0:55

Am 4. April 2021 erschien dieses zweite posthume Album von Kralle. Zu hören sind erneut eine Menge Demoaufnahmen, die teils noch in Großenkneten, teils in Berlin entstanden. Zum ersten Mal ist mit "Baby Please" auch ein Live-Track vertreten. Eine Menge der Songs war bereits als Download-Option erhältlich gewesen - auf Kralles Website, die leider nicht mehr online ist.

Hier die Liner-Notes:

Auch "plugged 2" entstand zwischen 1987 und 1998 in Großenkneten und Berlin. "Me wanna dance" ist der erste Song, den wir 1987 im TRIO-Keller einspielten und auf dem Kralle auch Bass spielt. Man beachte die wunderbare Textzeile: "I got a wonderful word called nothing".

Auch "Showdown" und die 1. Version von "All I want" sind dort entstanden; bei den 3 Songs kam noch die alte Drum- machine von Oberheim zum Einsatz. Sie hatte den Spitznamen "Oma" weil sie ab 100er-Beats nicht mehr richtig mitkam, d.h. sie schleppte dann. Auf "Showdown" spielt Kralle eine Gretsch-Gitarre, die er aber danach verkaufte, so dass sie sonst nirgends mehr zu hören ist. Der Mittelteil hat übrigens einen 5/4-Takt, der sich aus dem Riff ergab.

Auch "Kralles Blues" entstand noch in G'kneten allerdings schon mit der neuen Drummachine, einer Roland R5; auch hier griff Kralle noch einmal zum Bass. Der Song hatte nie einen Namen, er wurde immer nur als "der Blues" bezeichnet - eine weitere musikalische Wurzel von Kralle. Er enthält eine der schönsten Auflösungen, die ich je in einem Blues gehört habe, deshalb heißt er jetzt "Kralles Blues". Der letzte Song aus G'kneten ist "Ain't no one"; die komplette Produktion, unter unserer tatkräftigen Mithilfe, stammt von Thomas Schmidt, der schon im Sommer 1989 mit einem Computerprogramm für digitale Musikaufnahmen arbeitete.

Nach unserem Umzug 1989 nach Berlin entstanden dort im CCC- und im Moabit- Studio die restlichen Songs. Auf "City" nimmt Kralle seine Stadtflucht vorweg und wir arbeiten wir zum 1. Mal mit einem kleinen Sampler (out,out). In "Happy" fragen wir uns, warum wir immer noch den Blues haben, obwohl es uns doch eigentlich gut geht und "Paradise" ist ein Protest-Song in alter Dylan-Tradition, zu dem Caroline Hoffmann eine wunderschöne Geige beisteuerte.

"Bärbel", entstanden Anfang 1998, war eine alte Freundin von uns aus Oldenburg, die sehr früh verstorben ist; "Kollege" F.J. Krüger spielt darauf eine sehr schöne 12-String-Gitarre.

"Estrellita" entstand 1997 nach Kralle's halbjährigen Ritt von El Rocio in Andalusien nach Lauenburg bei Hamburg. "Estrellita" ist eine Ode an seine Stute, die ihn den langen Weg getragen hat. Hier spielt Kralle seine kleine Gibson-Acoustik-Gitarre im Flamenco-Style. Mit einem kleinen Hall aufgenommen, klingt sie wie eine "dicke" spanische Gitarre und bringt seine Virtuosität voll zur Geltung.

Mit "Cowboy" fand das Warten ein vorläufiges Ende. Kralle hatte eine neue Bestimmung gefunden, die ihn glücklich und zufrieden machte. Er war schon immer ein Tramp, mit der Musik dauernd "on the road" und jetzt auch noch zu Pferde. Kralle war ein Natur- Freak, der das Leben auf dem Land liebte. 1999 zog er nach Andalusien, Südspanien. "Cowboy" ist Kralle pur zu 100%. Hier wird die teilweise melancholische Blues- Stimmung anderer Songs von einer offenen, positiven Einstellung ersetzt, getragen von Liebe und den vielfältigen Eindrücken des langen Ritts durch halb Europa. „Die Liebe hat immer Recht“.

Auf "Nadine", einer weiteren Produktion von Thomas, ist die rauchige, französische Stimme von Lemmy Constantine zu hören. Sein Vater war der berühmte Filmschauspieler Eddy Constantine. Er spielte in vielen Krimis der 60er Jahre mit, die in den CCC-Studios gedreht wurden. Hier schließt sich wieder ein Kreis- dort hatten wir auch unser erstes Demo-Studio in Berlin aufgebaut.

Der vorletzte Song ist "Baby please", eine Live-Aufnahme von 1991 aus der Stadthalle Bremerhaven. Wir spielten dort als Headliner für ein Weihnachtsspecial in großer Besetzung: Drums, Bass, Keys, Gitarre, Percussion und 2 Sängerinnen. Die Formation nannte sich "Kralle & the Dirty Boys Roadshow". Die Studioversion des Songs wurde in 2 TV-Produktionen eingesetzt, in denen wir “live“ spielten. In einem der Filme hießen wir "The Underground Killers", ein ziemlich abstruser Name, den uns der Autor verpasst hatte.