Kralle

  1. Eisenmann 3:06
  2. Cadillac 3:01
  3. Trio sein 2:10

A-Seite:

  1. Eisenmann 3:06

B-Seite:

  1. Cadillac 3:01
  2. Trio sein 2:10

Meiner Meinung nach ist dies das Beste, was jemals nach Trio veröffentlicht wurde. Was für ein geniales und leider unterschätztes Album!

Fast zehn Jahre hat Kralle nichts von sich hören lassen. Man wusste nur, dass er einige Zeit seine Gitarrenkünste an Westernhagen verlieh. Jetzt hat er 1993 sich endlich zu einem Solo-Album hinreißen lassen. Das Album sprüht nur so vor Spielfreude. Seinem minimalistischem Gitarren-Stil ist er erfreulicherweise treu geblieben. Auch der Programm-Stil der Texte (wieder deutsch-englisch) ist erhalten geblieben. Kralle spielt noch immer seine alte Fender, die aber jetzt drei Pickups hat. Auch der alte Fender-Amp kommt noch zum Einsatz. Am Album waren einige interessante Leute beteiligt. Zu nennen ist der (leider mittlerweile verstorbene) Rio Reiser zu nennen, der an vielen Texten beteiligt war. Das Lied "'n Zentimeter Liebe" präsentiert Kralle in einem Duett mit Nena!

Also: Wer dieses Album noch irgendwo findet, sollte es sich unbedingt kaufen!

Hier das offizielle Promo-Info zu dieser CD:

Erinnern Sie sich noch an Trio?! "Die drei Jungs aus Ostfriesland, die mit ihrer Mischung aus Rock'n'Roll, Comedy und anarchistischen Späßen der saturierten Unterhaltungskunst zeigten, was eine Harke ist" (Der Spiegel). Zu diesem Trio mit dem minimalen Konzept und den maximalen Wirkungen gehörte auch Gert Kralle Krawinkel. Hauptfach: Gitarre. Dass Kralle aber auch der Schreiber sehr vieler Trio-Klassiker war, ist kaum bekannt. Bekannter sind da die gnadenlos genialen Riffs und Licks des dritten Mannes von Trio. Sein cooles Outfit: Sonnenblende oder Pudelmütze, barfuß auf der Bühne, dazu ein gelassenes Grinsen und die lässige Art, seine Stratocaster zu bearbeiten. Bei den Kralle-Soli ging auch dem letzten Gitarrenfreak auf, dass hier ein großer Meister Laut gab: Locker durchstreifte er die Musikgeschichte, griff Cream-Themen auf, ließ ein bisschen Jeff Beck durchblitzen und tippte - bildlich gesprochen - an die Sonnenblende mit einer zünftigen Hendrix-Referenz.

Kralle ist wieder da. Gut so. Man darf sich auf neue Abenteuer freuen. Sechs Jahre lang galt einer von Deutschlands begabtesten Riffrockern als verschollen. Wildeste Spekulationen wurden angestellt. Mal wurde phantasiert, dass er in Kenia im Knast säße, weil man ihn mit einem Elfenbeinjäger verwechselt habe. Dann wieder ließ man ihn von einem Auto anfahren und schwer verletzt irgendwo darben. Alles Käse. Kralle lebte friedlich in dem ehemaligen Trio-Domizil in Großenkneten. Jenem Ort, der erst durch die cleveren PR-Schachzüge der Drei auf der Landkarte auftauchte. Kralle spielt Tennis. Nicht immer, aber immer öfter. Und er schrieb Songs, insgesamt 30 an der Zahl, die er dann in seinem Kellerstudio als Demo skizzierte. 1990 zog es ihn nach Berlin, wo dann auch - mit alten und neuen Freunden - seine erste Soloplatte, schlicht KRALLE genannt, entstand. Kollege Rio Reiser schrieb sechs Texte zu Kralle-Vorlagen, Nena teilt sich bei einem Titel das Mikrofon mit dem Großenknetener. F. J. Krüger (früher IDEAL) steuert als Spezialität eine "crazy echo"-Gitarre bei und der Silly-Trommler trommelt einen Song lang für Kralle.

Zwölf Songs von den oben genannten 30 schafften es auf Kralles Erste. Eine vortreffliche Auswahl. Texte zwischen Wahnsinn und Alltag. Musik von Slow Blues ("'n Zentimeter Liebe") bis zum gestandenen Rocker.

Kralle lässt sich Zeit, seine Themen - musikalisch wie textlich - zu entwickeln. Wie immer bei gelungenen Produktionen wurde mehr weggelassen als hinzugefügt. Die Kunst besteht im löschen, im Detail. Eine kleine Chorlinie bei "2 Rocky Mountains", eine verspielte Melodie inmitten der Gitarrenbewegung. Kralle umkreist sich. Ein Pfiff, dazwischen kleine Fills. Die Saiten jammern. Es sind die Andeutungen, die uns beim Hören ein Schmunzeln entlocken. Die unterkühlte Unaufgeregtheit, mit der hier agiert wird, ist es, die anmacht. Kralle - Album und Musiker - geben nicht vor, den Rock'n'Roll neu zu erfinden. Aber die 12 Songs machen vom ersten bis zum letzten Ton mehr Spaß, als man es hierzulande gewohnt ist.