By Peter Paetzold
Als ich das Trio zum ersten Mal gesehen habe, hat mich das Bühnengeschehen etwas verwirrt. Deutsch/englische Texte, Blues, Punk, Reggae, Beat - eine Vielzahl von Musikrichtungen mit einer unverkennbaren Note, eben dem einzigartigen Sound des Trios aus Großenkneten. Ein paar Tage später, der Triobazillus wirkte, kramte ich die LP wieder raus. Nach dem 5. oder 6. Mal war es dann passiert. Nach jeder Kirchenglocke, die man so auf der Straße hört, setzte automatisch das Gitarrenintro des Triotitels „Kummer“ ein. Im eigenen Sprachgebrauch nahmen Triotexte wie „Tomorrow is another day“, „… zuviel Nerv“, „Heino de Witt oder watt“, „Kummer“ etc. überhand. Dann endlich wieder ein Triokonzert in Hamburg. Die Gelegenheit mit dem Trio persönlich zu sprechen ist da. Als erstes widmen wir uns dem Percussionroboter Peter Behrens alias „Karl Knapp“, der in den 70er Jahren bei zahlreichen Deutschrockgruppen wie z.B. „Silberbart“ trommelte.
Collector News: Was hast du vor dem Trio gemacht?
Peter: Ich war in Afrika!
Collector News: Ich meinte eigentlich…
Peter: In Südostasien war ich auch mal ein halbes Jahr!
Collector News: Ich meinte eigentlich musikalisch?
Peter: Oh … Alles mögliche!!!
Collector News: Kannst du uns einige Gruppennamen nennen?
Peter: Alle? … (Schweigen) … das dauert lange! …
Collector News: Einige wären ganz nett. Die wichtigsten vielleicht?
Peter: … das bringt nichts! Wer kennt schon die „CRAZY 4“?
Von Karl Knapp ist also nicht viel über seine musikalische Vergangenheit zu erfahren. Unser nächster Gesprächspartner ist Stephan Remmler, Texter und Sänger des Trios. Stephan spielte in den 60er Jahren zusammen mit dem Trio-Gitarrenmann Gerd bei der Bremerhavener Gruppe Just Us. In den 70er Jahren soll Stephan als Lehrer gearbeitet haben, darüber wollte er aber nicht sprechen.
Collector News: Seit wann gibt es das Trio?
Stephan: Ich sage immer seit Weihnachten, das muss dann Ende 1980 gewesen sein. Die Liveseite auf unserer kleinen LP wurde bei unserem ersten Gig im Dezember 1980 aufgenommen.
Collector News: Ende der 60er Jahre hast du zusammen mit Kralle bei „Just Us“ gespielt. Kannst du uns darüber etwas erzählen?
Stephan: Oh, das ist Vergangenheit, da rede ich nicht gerne drüber.
Collector News: Okay. Wann kommt das Trio mit englischen Texten auf den internationalen Markt?
Stephan: Demnächst, wir haben unsere neue Single „Da da da ich lieb dich nicht du liebst mich nicht aha aha aha“ in Englisch eingespielt. Sie heißt: „Da da da i don`t love you you don`t love me aha aha aha“ und soll auch in England erscheinen.
Collector News: Wir freuen uns darauf. Sag uns bitte noch was Trio auf Deutsch heißt???
Stephan: … weiß nicht … glaube „3“???
Zum Abschluss nehmen wir den Nosferatu an der Fendergitarre, den Pinnochio mit der Holzgitarre kurzum Gerd „Kralle“ Krawinkel ins Verhör, der Dich in pissfeuchten, ungemütlichen Novembernächten aus dem Nichts heraus mit dem Blues konfrontiert.
Collector News: Wie ging das los mit dem Trio?
Kralle: Ich hatte mit Stephan so um 1980 herum in Bremerhaven ein Revivalkonzert unserer alten „Just Us“ Gruppe angesetzt. Revival war`s eigentlich gar nicht, denn wir spielten die alten Stücke im Stil der heutigen Zeit. Das Ganze ging höllisch ab, und irgendwie haben wir uns dann entschlossen so etwas weiterhin zu machen. Stephan hatte auch keinen Bock mehr auf seinen Lehrerjob, und nachdem wir mehrere Trommler durchgescheckt hatten kam Peter und das Trio war komplett.
Collector News: Mit Just Us hast du doch auch im Hamburger Star Clubgespielt. Hast du daran gute Erinnerungen?
Kralle: Oh ja, wir hatten da eine Woche gespielt und einmal war sogar das Fernsehen dabei. Der „Just Us“-Auftritt sollte dann am Donnerstag in den Tagesthemen gesendet werden. Wir also am Donnerstag in die Kneipe nebenan, die Typen wollten jedoch Fußball sehen. Ein paar Läden weiter dann endlich die Tagesthemen. „Just Us im Star Club“! Doch das Hauptthema dieser Sendung war: "Werden Mastschweine bei der Berieselung mit Beatmusik fetter?" Also so toll ist die Erinnerung an diese Zeit nicht!
Collector News: Nach Just Us hast du dann deine Gruppe Cravinkel gegründet. Nach der 2. LP habt ihr euch dann aufgelöst. Warum? Cravinkel war doch sehr erfolgreich?
Kralle: Das schon, aber die 2. LP war nicht das Wahre. Wir hatten bei der Produktion höllisch viel geraucht und als wir dann eines Nachts von einem Gig zurückkamen brannte auch noch unser Haus.
Soweit das Trio-Interview. Weitere Berichte über das Trio werden mit Sicherheit folgen. Kaum eine andere Gruppe der Neuen Deutschen Musik kann so viel Collectors Item bieten wie das Trio. Die Discographie beginnt mit einer Eigenpressung in der sagenhaften Auflage von 333 Exemplaren. Die „Gemischtwaren“-LP „Schicke Tanzbewegungen auf Mikrorillen“ kann auch selten werden, denn mit dem Triotitel „Da da da …“ sollen nur die ersten 10.000 Pressungen sein.
Collector News Nr. 2, Sommer 1982 Dank an Wolle!